Peak Oil? Peak Water! – Warum ein Umdenken im Umgang mit Wasser lebenswichtig ist

Noch redet man fast ausschließlich von Peak Oil, von Peak Water dagegen nicht. Doch angesichts dessen, dass im Jahr 2020 jeder dritte Mensch auf der Erde an Wassermangel leiden wird, ist es dringend an der Zeit, auch dieses Thema in den Fokus zu rücken. Öl braucht niemand zum überleben, Trinkwasser dagegen sehr wohl.

Zwar sind 70% der Erdoberfläche mit Wasser bedeckt, doch entscheidend ist die Qualität und Nutzbarkeit des Wasssers: salzhaltiges oder verschmutztes Wasser ist nur sehr eingeschränkt für den menschlichen Gebrauch geeignet. Der überwiegende Teil des auf der Erde vorhandenen Wasser ist für den Menschen nicht einmal als Brauchwasser nutzbar, schon gar nicht als Trinkwasser.

Der Klimawandel führt zur Ausdehnung von Trockenzonen, der Wüstenbildung und dem Austrocknen von Flüssen. Immer mehr Menschen insbesondere in den ärmeren Regionen der Erde werden zunehmend existenziell bedroht sein, da ihnen das Wasser zum Überleben bzw. zum Bewirtschaften von Feldern ausgeht. Durch das stetige Wachstum der Erdbevölkerung spitzt sich die Situation des Wassermangels weiter zu.

Die Zeiten, in denen Energie billig sowie Luft und Wasser quasi umsonst waren, sind vorbei. Beim Thema Energie wurde diese Herangehensweise spätestens mit der Ölpreisexplosion ad acta gelegt, beim Thema Luft hat der Sündenbock CO2 das Interesse einer breiten Öffentlichkeit geweckt. Man kann nur hoffen, dass es beim Thema Wasser ebenfalls bald zu einem Umdenken kommt.

Tropenkrankheiten in Europa – Klimawandel begünstigt Ausbreitung von Überträgern

Vor einigen Jahren berichtete die Presse zum ersten Mal von Asiatischen Tigermücken in Südeuropa. Mittlerweile hat sich diese Insektenart über die meisten Länder im mediterranen Raum ausgebreitet und auch nördlich der Alpen wurden die ersten Exemplare gesichtet. Zunehmend mildere Winter durch den Klimawandel in Europa ermöglichen das Überleben der Insekten auch in den kälteren Monaten. Die auch in Zeiten von Spritpreisen jenseits von 1,50 Euro / Liter ungebremste Reiselust sowie das stetig steigende Transportaufkommen begünstigen zudem eine schnelle Verbreitung.

Das Problem der Ansiedlung von Insekten wie beispielsweise der Asiatischen Tigermücke in Europa ist, dass damit auch Tropenkrankheiten mit eingeschleppt werden. Krankheiten wie Dengue-Fieber oder Chikungaya-Fieber kennt man hierzulande eigentlich nur von Reisenden, die während ihres Urlaubs durch einen Moskitostich infiziert wurden und die Krankheit dann im Flugzeug mitbrachten. Zu epidemischen Zuständen kam es dabei allerdings nie, da dies durch die fehlende Anwesenheit eines Überträgers der Krankheit unmöglich war.

Siedeln sich jedoch die Überträger von Krankheiten wie die Tigermücke oder auch die Malaria übertragende Anopheles-Mücke in unseren Breitengraden an, ist man auch in Mitteleuropa nicht mehr vor der Ansteckung gefeit. Mückenstiche an lauen Grillabenden am Baggersee oder auf dem Balkon sind dann nicht mehr bloße Lästigkeit, sondern können schwerwiegende gesundheitliche Konsequenzen haben, da es für die meisten Tropenkrankheiten trotz zum Teil ambitionierter Forschung wie bei der Malaria keinen Impfstoff gibt.

Muss man nun in Deutschland Angst vor einer Epidemie haben? Nein, geben Mediziner Entwarnung: Dank der sehr guten medizinischen Versorgung kann eine Ausbreitung von Dengue oder Malaria so gut wie ausgeschlossen werden. Die Überträger dieser Krankheiten (Tigermücke / Anopheles Mücke) sind schließlich nur Überträger, nicht Erzeuger der Krankheit. Finden die Insekten keine infizierte Person, können sie auch keine Krankheit übertragen.

Klimawandel in Süddeutschland – KliWa Studie zur Klimaentwicklung

Dem Winter in Süddeutschland geht es durch die fortschreitende Klimaerwärmung an den Kragen. Wärmere Winter mit wenig Schnee und dafür mehr Regen, mehr heiße Tage im Sommer, dazu eine größere Gefahr für Extremwetterereignisse wie Hochwasser oder lang andauernde Trockenperioden. Das sind die Ergebnisse der Studie „Klimawandel in Süddeutschland“, die vom Kooperationsvorhaben KliWa (Klimaveränderung und Konsequenzen für die Wasserwirtschaft) durchgeführt wurde.

In der Studie wurden u.a. das Langzeitverhalten von Lufttemperatur, Gebietsniederschlägen, Starkniederschlägen und Hochwasserabflüssen im Raum Süddeutschland untersucht. Zu den wesentlichen Erkenntnissen zählen eine Beschleunigung des Ansteigens der mittleren Jahrestemperatur sowie eine Verschiebung des Aufkommens von Niederschlägen in die Wintermonate.

Den kompletten Bericht gibts hier zum Nachlesen.

Klimawandel machts möglich (?) – Lewis Gordon Pugh will mit dem Kajak zum Nordpol

Lewis Gordon Pugh hat sich als Extremsportler einen Namen gemacht, der immer wieder durch spektakuläre Aktionen für Aufsehen sorgt. Besondere Aufmerksamkeit erlangte er im vergangenen Jahr, als er fast 20 Minuten über eine Distanz von einem Kilometer zum Nordpol schwamm. Mit dieser Aktion wollte Pugh das öffentliche Interesse auf den Klimawandel lenken. Erst die globale Erwärmung und somit das Abschmelzen des Eisschildes im Nordpolarmeer ermöglichten diese Aktion.

Nun setzt Lewis Gordon Pugh zum nächsten PR-trächtigen Event an: mit einem Kajak möchte er Ende August von Spitzbergen (Norwegen) aus aufbrechen und die Fahrt von ca. 1.200 Kilometern in diesem Vehikel absolvieren. Er „hofft“ dabei allerdings auf sein eigenes Scheitern im Laufe der mindestens zwei Wochen dauernden Unternehmung, denn dies wäre ökologisch betrachtet ein gutes Zeichen.

Das als „Polar Defense Project“ bezeichnete Vorhaben soll den Menschen aufzeigen, welche Folgen die globale Erwärmung auf die Natur hat. Ein Befahren des Nordpolarmeeres bis zum Nordpol mit einem Kajak sollte eigentlich ganzjährig unmöglich sein.

Mehr zum Thema Eisschmelze im Nordpolarmeer:

 

Klimawandel & Ernährung: Schlechte Klimabilanz von Fleisch

Überzeugte Carnivoren werden es sicherlich nicht gerne hören, aber ein hoher Fleischkonsum verschlechtert die persönliche Klimabilanz. Das Arbeitspapier „Treibhausgasemissionen durch Erzeugung und Verarbeitung von Lebensmitteln“ des Instituts für angewandte Ökologie in Freiburg deckt nämlich auf, wieviel Treibhausgas Emissionen die Produktion ausgewählter Lebensmittel verursacht. Dabei wurde auch quantiative Unterschiede bei den Emissionen zwischen konventionellen und ökologischen Anbaumethoden bzw. Haltungsmethoden identifizert und aufgezeigt.

Abstract des Arbeitspapiers:

Treibhausgasemissionen durch Erzeugung und Verarbeitung von Lebensmitteln Die gesamte Breite der Ernährungsdiskussion zu reflektieren – vom Lebens- und Futtermittelanbau mit seinen Umwelt- und Sozialfolgen über die Ernährungsgewohnheiten bis hin zu Fragen der Logistik und der Nahrungsmittelzubereitung – würde den Umfang dieses Arbeitspapiers sprengen.Der Schwerpunkt liegt daher auf der quantitativen Analyse der Treibhausgasemissionen ausgewählter Lebensmittel und dem Vergleich der Bereitstellung dieser Produkte aus konventionellem und ökologischem Anbau. Zudem werden Fragen der Bedeutung des Gütertransports von Lebensmitteln behandelt.

Quelle: Öko-Institut e.V. (PDF)

Sehr interessant ist die Gegenüberstellung der CO2-Äquivalente von verschiedenen Nahrungsmitteln auf Seite 5. Während Schweinefleisch und Geflügel mit rund 3,5 Kilo CO2 / Kilo Fleisch noch vergleichsweise moderat wegkommt, ist die Klimabilanz von Rindfleisch mit 13,3 Kilo CO2 / Kilo Fleisch geradezu verheerend. Eine ökologische Anbauweise verringert zwar diese Werte, kann jedoch die große Lücke nicht schließen.

Wie kommt es zu dieser großen Differenz zwischen Rindfleisch und Schweinefleisch? Die Antwort liegt unter anderem in den großen Mengen an Methan und Lachgas, die von Rindern produziert werden. Diese Gase weisen ein Vielfaches der Wirkung von CO2 auf den Treibhauseffekt von CO2 auf.

Wesentlich besser schneidet dagegen frisches Gemüse aus ökologischem Anbau ab, dessen Klimabilanz gerade einmal ein Hundertstel an CO2-Äquivalenten gegenüber Rindfleisch aufweist.

Für den klimabewussten Verbraucher kann die Devise also nur lauten, den Konsum von Fleisch auf ein vernünftiges Maß zu reduzieren. Wer einen vollständigen Verzicht auf Fleisch aus rein klimatechnischen Gründen in Betracht zieht, sollte die Ökobilanz alternativer Lebensmittel im Auge behalten. Zudem sollte darauf geachtet werden, Lebensmittel aus ökologischem Anbau zu verzehren und auf Tiefkühlkost zu verzichten, da dies ein positiven Effekt auf die persönliche Klimabilanz hat.

Auf blinden Aktionismus solle darüber hinaus verzichtet werden: Wer mit dem Auto quer durch die Stadt oder über das Land fährt, nur um im Bio-Laden oder auf dem Wochenmarkt Öko-Lebensmittel zu erwerben, erreicht nur das Gegenteil.

Weltwasserwoche – Wasserknappheit als globales Problem, virtuelles Wasser

In Stockholm findet momentan die Weltwasserwoche statt und verfolgt das Ziel, den nachhaltigen Umgang mit dieser wertvollen Ressource in die Köpfe der Menschheit einzubrennen. Ein schwieriges Unterfangen, bleiben Industrienationen, mal abgesehen von gelegentlicher Trockenheit, von merkbarer Wasserknappheit weitgehend verschont. Zumindest so weit, um weiterhin mit dem kostbaren Nass bedenkenlos um sich zu spritzen.

Momentan gibt es in Deutschland auch keinerlei Grund zur Sorge. Die Wasservorräte sind mehr als ausreichend, nur der im Ländervergleich relativ hohe Preis für Wasser sorgt für einen bewussteren Umgang (wir berichteten).

Dramatischer sieht es hingegen in den Schwellenländern aus. Über eine Milliarde Menschen fehlt der Zugang zu ausreichend Wasser, Tendenz stark steigend.

Hauptgrund ist die Erderwärmung, ausgelöst durch den Klimawandel. Regenfälle bleiben aus, Wichtige Brunnen versiegen, Hitzewellen werden länger und häufiger. Erste Wasserengpässe sind sogar bereits in den südlichen Ländern Europas aufgetreten.

An die 2500 Experten aus 140 Ländern diskutieren deshalb derzeit in Schweden Lösungsmöglichkeiten zur Sicherstellung einer ausreichenden Wasserversorgung weltweit.

Heute wird im Laufe des Tages ein Brite für ein Konzept ausgezeichnet, welches den bei der Herstellung angefallenen Wasserverbrauch von Verbrauchsgütern errechnet. Man spricht in diesem Zusammenhang von virtuellem Wasser. Eine dazu veröffentlichte Tabelle zeigt beispielsweise auf, dass zum Genuss einer Tasse Kaffee, 140 Liter Wasser für die Herstellung verbraucht wurden. Diese Menge beinhaltet sowohl das für die Aufzucht der Kaffeepflanze notwendige Wasser, als auch den Wasserverbrauch bei Herstellung und Transport.

Nachfolgend auszugsweise weitere Verbrauchswerte für virtuelles Wasser:

  • 1 Scheibe Brot: 40 Liter
  • 1 Ei: 135 Liter
  • 1 Flasche Bier: 150 Liter
  • 1 Hamburger: 2400 Liter
  • 1 kg Reis: 3000 Liter
  • 1 T-Shirt: 4100 Liter
  • 1 kg Rindfleisch: 15500 Liter

Ziel dieses Konzepts ist es, Verbrauchern die Möglichkeit zu geben, Waren bewusster zu wählen, um Wasserressourcen in den Herstellungsländern langfristig zu schonen.

Dennoch sind diese Zahlen mit Vorsicht zu genießen. In Ländern mit ausreichend Regenfällen beispielsweise fällt der Wasserverbrauch zur Aufzucht von Nutzpflanzen kaum ins Gewicht.

UN-Klimaverhandlungen in Accra (Ghana) – Pazifikforum schlägt Alarm

204 Nationen und damit so viele wie noch nie kämpfen noch einige Tage in Peking um olympische Medaillen. Weitere Rekorde bei der Zahl der teilnehmenden Nationen werden bei einem Fortschreiten des Klimawandels in absehbarer Zeit unmöglich sein, da zahlreiche Staaten in ihrer Existenz bedroht sind. Während in den Industrieländern die Folgen des Klimawandels vergleichsweise marginal sind, sieht die Realität für zahlreiche Kleinststaaten im Pazifik ganz anders aus.

Der steigende Meeresspiegel zwingt immer mehr Bewohner dazu, ihre Inseln zu verlassen. Manche Insel ist bereits vollständig vom Wasser verschluckt worden, auf vielen weiteren Inseln ziehen die Menschen landeinwärts. Auf diese Fakten möchte das 16 Staaten umfassende Pazifikforum anlässlich der UN-Klimaverhandlungen in der ghanaischen Hauptstadt Accra eindringlich hinweisen.

Die internationale Konferenz in Accra stellt einen weiteren Schritt in Richtung der nächsten großen UN-Klimakonferenz in Kopenhagen 2009 dar, auf der ein Nachfolger des Kyoto-Protokolls verabschiedet werden soll. Hauptthema in Accra ist die Einbindung von Schwellen- und Entwicklungsländern in die globalen Vereinbarungen zur Reduktion von Treibhausgasen.

Klimawandel und Terrorismus. Szenarien der Bedrohung globaler Sicherheit

Der Klimawandel ist ein globales Problem und erfordert insoweit globale Lösungen. Das apokalyptische Bedrohungsszenario und die globale Dimension teilt der Klimawandel mit einer anderen Zeiterscheinung, dem Terrorismus. Beides verweist zurück auf dem Menschen, auf das von ihm verursachte malum morale, beides wird entsprechend im Rahmen einer neuen politischen Ethik zu lösen versucht und beides droht, als rhetorische Figur im Diskurs um Sicherheit, also um Einschränkungsmöglichkeiten von Freiheit und Freizügigkeit, zu eine Art „Argumentationsjoker“ zu werden, den man immer ziehen kann, wenn es darum geht, unpopuläre Maßnahmen zu rechtfertigen und der alles andere aussticht; zu groß ist die Aufgabe der Befriedung der Welt sowie die, dafür zu sorgen, dass künftige Menschheitsgenerationen nicht nur in Frieden und gesicherter Freiheit leben können, sondern überhaupt überleben.

Ist dies im Zusammenhang mit dem Terrorismus als malum morale schlechthin unstreitig, so bedarf es bei dem in unterschiedlichen Ausprägungen von malum physicum (also etwa Hochwasser, aber auch das Gegenteil: Dürre) sich manifestierenden Klimawandel einer Rechtfertigung für die Zuschreibung menschlicher Schuld aus moralisch relevanten Verfehlungen. Diese wurde und wird durch Studien geleistet, welche die anthropogenen Ursachen der Erderwärmung über den vermehrten CO2-Ausstoß belegen (IPCC 2007).

Terrorismus und Klimawandel weisen aber nicht nur ursächlich, also gewissermaßen hinsichtlich der Schuldfrage, Parallelen auf, sondern es handelt sich insbesondere deswegen um sich parallel entwickelnde Menschheitsprobleme, weil sie die Menschheit hinsichtlich ihrer Folgen existenziell betreffen, und zwar als Fragen globaler Sicherheit. Beim Terrorismus ist das evident, da Sicherheitsinteressen eine Rolle spielen, beim Klimawandel muss man wieder etwas genauer hinschauen.

Dies taten John Podesta und Peter Ogden in ihrem Artikel The Security Implications of Climate Change (2008). Sie kommen darin, nach regional fokussierten Analysen zu Afrika, Südasien und China sowie zur Rolle von UNO, EU und USA, die sie im Rahmen der Klimawandelfolgen geopolitisch in der Pflicht sehen, zu einem differenzierten Urteil: Zwar stünden keine durch Dürren provozierte „Wasser-Kriege“ unmittelbar bevor, wie häufig prognostiziert, aber dennoch sei der Klimawandel eine Frage der Sicherheit, weil sich durch dessen Folgen (also Naturkatastrophen und in weiterer Folge Knappheit und Seuchen) zum einen das Problem des Staatszerfalls in verschärfter Form stelle, was zum Souveränitäts- und damit Sicherheitsvakuum vor Ort führe (die Autoren nennen Ost-Afrika und Nigeria), zum anderen dieses Problem über Flüchtlingsströme nach Europa getragen werde, wo sich im Zuge einer mittelbaren Betroffenheit nicht nur die demographische Situation und die Sozialstruktur ändere, sondern sich gleichfalls die Sicherheitslage verschlechtere; die Autoren verweisen auf die wachsende Gefahr ethnisch und religiös motivierter Konflikte.

Migration, unerheblich ob Kriegs-, Wirtschafts- oder Umwelt-Migration betrifft Drittstaaten und stellt einen „Angriff“ dar, ähnlich wie dies bei Terroranschlägen und – klassischerweise – beim Krieg der Fall ist, einen „Angriff“ der „Selbstverteidigung“ völkerrechtlicht erlaubt. Dieser Zusammenhang soll nicht deshalb völkerrechtsdogmatisch exponiert werden, um militärische Grenzsicherungen zu begründen, sondern um zu zeigen, dass es möglich ist, auf der Grundlage von Kapitel VII der UN-Charta einzuschreiten, wenn in einem Staat Menschenrechte verletzt werden und dies eben nicht unter dem Schutz der Souveränitätsgarantie als „innere Angelegenheit“ durchgehen soll.

Dazu führt der Völkerrechtler Doehring aus, dass Menschenrechtsverletzungen in Staat A i. d. R. Flüchtlingsströme von Staat A nach Staat B auslösen. Deshalb ist durch die Menschenrechtsverletzungen ein anderer Staat (nämlich B) negativ betroffen, was wie ein „Angriff“ des Staates A auf den Staat B zu werten sei. Gleiches gilt für Bürgerkriege, die ebenfalls zunächst „innere Angelegenheiten“ sind, solange nicht andere Staaten beeinträchtigt werden, was jedoch auch in diesen Fällen regelmäßig durch die Flüchtlinge der Fall ist. Insoweit kann auch der Bürgerkrieg als „Angriffskrieg“ gewertet werden und die UNO darf nach Maßgabe von Kapitel VII der Charta Zwangsmaßnahmen ergreifen (Doehring 2004: 202 f.). Gleiches gilt eben auch für die Migration, die im Zuge des Klimawandels zu erwarten ist.

Podesta / Ogden scheinen der Meinung zu sein, dass in der Sicherheitsfrage zwar de jure die VN zuständig, de facto aber die USA (und ihr Militärapparat) gefordert sind, weil sie den Betroffenen als erster Ansprechpartner gelten: „Although some of the emergencies created or worsened by climate change may ultimately be managed by the UN, nations will look to the United States as a first responder in the immediate aftermath of a major natural disaster or humanitarian emergency.“ (2008: 132). Interessant ist dabei die Tatsache (und sie offenbart eine gewisse Ironie), dass die USA, die präventiv kaum engagiert sind, reaktiv in die Pflicht genommen werden und dass sich zudem die Bush-Doktrin des Anti-Terror-Kriegs („If the UN will not act, the U.S. will.“) als normative Forderung im Rahmen der Klimawandel-Problematik positiv wenden lässt: „Wenn die VN nicht können, dann sollen die USA.“

Bibliographie:

Doehring, Karl (2004): Völkerrecht. Heidelberg.

IPCC (2007): Climate Change 2007 – Impacts, Adaptation and Vulnerability: Contribution of Working Group II to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. https://www.ipcc.ch/ipccreports/ar4-wg2.htm, letzter Zugriff: 7.6.2008.

Podesta, John / Ogden, Peter (2008): „The Security Implications of Climate Change“. In: The Washington Quarterly, 31, 1, 115-138.

Zum Autor:

Josef Bordat, Dr. phil., Dipl.-Ing., M.A. – Mitglied des Katastrophennetzwerks „KatNet – Netzwerk zwischen Forschung und Praxis“ mit dem Arbeitsschwerpunkt „Philosophische und theologische Aspekte der Katastrophenthematik (naturphilosophische Deutungen, ethische Implikationen, moraltheologische Rezeption, Theodizeefrage) unter besonderer Berücksichtigung des Klimawandels“. Veröffentlichung: „Ethik in Zeiten des Klimawandels“. In: Voss, M. (Hrsg.) (2008): Der Klimawandel. Sozialwissenschaftliche Perspektiven. Wiesbaden. (i. V.)

Klimawandel in der Arktis 2008 – Eisfläche der Arktis auf zweitniedrigstem Stand

Jeden Sommer schrumpft die Eisfläche der Arktis aufgrund der milderen Temperaturen. Sobald die Tage wieder kürzer werden, friert mehr Wasser sodass die Eismasse wieder zunimmt.

Die Bilanz dieses Sommers ist ernüchternd. Die Fläche der Arktis ist auf den zweitniedrigsten Stand seit Beginn der Satellitenvermessungen im Jahr 1979. Zwar ist die gemessene Fläche der Arktis knapp größer als im Vorjahr (wir berichteten), dennoch kann von einer Besserung der Situation keine Rede sein.

Das Wetterphänomen „La Nina“ hat diesen Sommer weite Teile der Meere deutlich abgekühlt und somit die Eisschmelze etwas entschleunigt. Nach Vermutungen von Forschern wäre die Fläche ohne diese spezielle Situation auf ein neues Rekordniveau geschrumpft.

Temporär waren dieses Jahr sogar Nordost- und Nordwestpassage gleichzeitig eisfrei. Auf Dauer, so sind sich Spezialisten einig, wird der Nordpol im Sommer komplett eisfrei sein. Die nächsten Jahre werden dann weitere Gewissheit bringen.

Kurzfilm zum Thema Globale Erwärmung – Reaktionen im Tierreich

Die portugiesische Naturschutz-Organisation Quercus hat einen technisch hervorragenden Kurzfilm zum Thema Globale Erwärmung produzieren lassen. Unter dem Motto „Se nos desistirmos, eles desistem“ (Wenn wir aufgeben, dann geben sie auch auf) werden drei Tiere mit ihrer Reaktion auf den Klimawandel porträtiert. Wer nah am Wasser gebaut ist, möge sich entsprechend vorbereiten.

Wenn ein Affe, ein Känguruh und ein Eisbär das tun, was man sonst nur Lemmingen zuschreibt, dann ist dies vielleicht als kontrovers zu bezeichnen, rüttelt allerdings auch mit Sicherheit am Gemüt der Zuschauer. Schließlich berührt ein mit menschlichen Gesten ausgestattetes Tier die Menschen oft mehr als wenn man für diesselbe Szene einen Menschen zeigt.

Schöner Kurzfilm und ein Grund zum nachdenken…