Klimawandel ist Thema Nr. 1 auf der Internationalen Automobilaustellung (IAA) in Frankfurt

Es mutet schon etwas schizophren an, wenn sich eine Automobilmesse ganz im Zeichen des Klimawandels präsentieren möchte. Da kann man sich einen Biocolada an der Biofuelbar holen während die Kleinsten auf dem Ökopfad saubere Autos kennenlernen können. Und auf der Kartbahn siegt nicht die beste Schumi-Kopie, sondern derjenige, der am Ende am meisten Benzin noch im Tank hat.

Die Internationale Automobilausstellung (IAA) öffnet dieser Tage in Frankfurt ihre Pforten und der Klimawandel als derzeitiges Thema Nr. 1 in Deutschland macht auch vor einer Messe für die CO2-spuckenden Automobile nicht halt. Es soll die grünste IAA aller Zeiten werden, wenn man den Aussagen von Veranstaltern und Ausstellern glauben darf.

Kaum ein Hersteller wird es wagen, ohne ein Feuerwerk an umweltfreundlichen Innovationen aufzuwarten (außer vielleicht die Chinesen mit ihrer BMW X5 Kopie). Hybridautos und Elektroautos hier, CO2-Reduktion da und natürlich Effizienzsteigerungen an allen Ecken und Enden gilt es zu promoten. Letzten Endes geht es hier nur um Imagepflege, um der interessierten Kundschaft einen Beitrag zum Klimaschutz präsentieren zu können. Diesselbe Kundschaft, die nur selten bereit ist, für die sparsameren Autos auch nur einen Cent mehr auf den Tisch zu legen.

Wenns ums Eingemachte geht (d.h. den Autokauf), zählen Argumente wie CO2-Ausstoß höchstens nur noch tertiär und die Kaufentscheidung hängt wieder weitgehend von den klassischen Werten ab wie PS-Zahl oder Preis. Der Umwelt zuliebe ein kleineres Fahrzeug geringeren CO2-Emissionswerten zum gleichen Preis zu kaufen kommt dem gemeinen Deutschen (noch) nicht in die Tüte. Betrachtet man die aktuellen Zulassungszahlen, würden nicht einmal 10% der Neuwagen die von den EU geforderten CO2-Grenzwert von 120 Gramm CO2 pro Kilometer erfüllen. Die Technik dafür wäre vorhanden, aber die Nachfrage lässt noch zu sehr wünschen.

Die Automobilindustrie freut sich also erstmal, den schwarzen Peter in Sachen Klimaschutz den Kunden zugeschoben zu haben. Die freie Luft wird gleich dazu genutzt, die Reduktion des gesamtdeutschen CO2-Ausstoßes durch Automobile im letzten Jahrzehnt zu feiern. Mit dem guten PR-Gewissen im Rücken bleiben folglich noch reichlich Möglichkeiten für die Entwicklung von dicken 3-Tonnen-SUVs, die unweit der Öko-Kartbahn ihren eigenen Spielplatz haben. Dort steht ganz unauffällig ein Offroad-Parcours, auf dem man idealerweise mit einem 6,0 Liter Motor und 500 PS kraftvoll übers hügelige Gelände donnern kann. Der massive CO2-Ausstoß ist garantiert und das Volk jubelt über Öko-Brot und Spiele.