Klimaschutz powered by Google – Günstiger Strom aus Erneuerbaren Energien

Die Zeiten, in denen Google bloß eine Suchmaschine war, sind längst vorbei. Google hat sich im Laufe der letzten Jahre zu einem der am höchsten bewerteten Unternehmen im IT-Bereich entwickelt. Zu Beginn dieser Woche verkündete Google zur großen allgemeinen Überraschung, dass das Unternehmen Geschäftstätigkeiten auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien aufnehmen will.

Unter dem Kürzel „Re < C“ fasst Google zusammen, sollen in den nächsten Jahren Millionenbeträge in die Forschung & Entwicklung von Technologien auf dem Sektor der erneuerbaren Energien investiert werden. „Re < C“ steht dabei grundsätzlich für die Vision, Strom aus erneuerbaren Energieträgern günstiger zu gewinnen als über den herkömmlichen Weg über fossile Brennstoffe wie Kohle – ein absolutes Novum im Energiesektor, wo bislang Stromproduktion aus Kohle als unumstößlich günstigste Möglichkeit angesehen wurde.

Entgegen anderen Unternehmen aus dem Silicon Valley, die ebenfalls erneuerbare Energien als Investitionsprojekte entdeckt haben, geht es dabei nicht nur um das massenhafte Aufstellen von Photovoltaikanlagen auf den Dächern von Firmengebäuden. Ein Beispiel wäre hier Hewlett-Packard, die ebenfalls in dieser Woche verkündeten, ein 1-Megawatt-Solarkraftwerk zur jährlichen Einsparung von 450.000 Tonnen CO2 (und ein paar Millionen Dollar Stromkosten) errichten zu wollen. Andere Unternehmen wie Walmart investieren nur indirekt in den Klimaschutzdurch den Kauf von CO2-Äquivalenten, die Investments in saubere Energieprojekte repräsentieren.

Google’s Visionen liefern dagegen neue Ansätze und auch Größenordnungen. Durch die Investition in Unternehmen mit Geschäften in den Bereichen Solarthermie, Windenergie und Geothermie sowie der eigenständigen Entwicklung von Technologien in einer noch aufzubauenden Abteilung für saubere Energien strebt Google eine Kapazität von 1 Gigawatt aus erneuerbaren Energien an. Zum Vergleich: Das derzeit größte im Bau befindliche Photovoltaik-Kraftwerk in Waldpolenz bei Leipzig bringt es gerade mal auf 40 Megawatt. Der Clou an der Sache ist aber nicht nur die reine Kapazität, die in etwa der Leistung eines modernen Atomkraftwerks entspricht. Das wirklich herausragende Feature soll sein, dass diese Energie zu einem geringeren Preis produziert werden soll als die derzeit kosteneffizienteste Produktion von Strom aus Energieträgern wie Kohle (ca. 2 Cent pro Kilowattstunde). Der Zeitraum für das Vorhaben dafür beträgt dabei nicht Jahrzehnte, sondern nur wenige Jahre.

Nun könnte man natürlich die Frage stellen, welchen Einfluss ein einzelnes Unternehmen selbst mit einem solch ambitionierten Projekt haben kann. Doch Google steht nicht alleine da. Weitere Unternehmen investieren schließlich auch in die Firmen aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien, wenn solch ein Gigant wie Google Geld reinschießt. Genauso wie bekannte Kapitalinvestoren für Vertrauen schaffen, sorgt auch Google für den nötigen katalytischen Effekt bei der Investitionsentscheidung. Darüber hinaus könnte die Entscheidung von Google ein Indikator sein, auf welche Weise sich Firmen den Herausforderungen der Energieversorgung und des herannahenden Klimawandels stellen.

Was bringt aber solch ein Unterfangen für ein IT-Unternehmen wie Google? Klar, Google hat (zu)viel Geld auf der hohen Kante und muss irgendwo investieren, verbessert darüber hinaus das Image durch die Verringerung der Treibhausemissionen und kann außerdem sicherlich ein paar Dollar an Stromkosten sparen. Gerade für letzten Punkt braucht man keine großen Phantasien, um das Einsparpotenzial zu erkennen, denn neben Personalkosten dürften Stromkosten der größte Kostentreiber bei einem Unternehmen wie Google sein. Doch letzten Endes gehören grüne Technologien nicht zum Kerngeschäft eines IT-Unternehmens und die Investition von Millionenbeträgen in IT-fremde Projekte werden viele Stakeholder und Marktbeobachter eher skeptisch betrachten.

Google-Mitgründer Larry Page brachte die Beweggründe in aller Sachlichkeit in einem Satz unter: Für Google als einem der weltweit größten Stromverbraucher war schlichtweg der Bedarf nach sauberer Energie vorhanden. Die Rechenzentren fressen Unmengen an Strom, der nicht alleine durch die bestehenden Projekte gedeckt werden kann. Um nicht als Heuchler in Sachen Klimaschutz dazustehen, mussten Alternativen her. Im klassichen amerikanischen Sinne des „thinking big“ kommt dann sowas dabei raus. Soweit wir das beurteilen können: Daumen hoch!